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Annika Mehlhorn, die erfolgreichste Teilnehmerin in Freiburg, will ihr Umfeld nicht verlassen

Bloß nicht an Julia Jung denken

FREIBURG (gg). ?Ich will nicht fünfmal deutsche Kurzbahn-Meisterin werden, ich muss.? Die junge Frau, die das sagt, wirkt nicht verbissen. ?Aber ich bin entschlossen, ich will mich hier beweisen.? Die 17-Jährige, die bei den Titelkämpfen in Freiburg tatsächlich ihr Ziel erreichte (Meisterin über 100, 200 und 400 Meter Lagen sowie über 100 und 200 Meter Schmetterling), ist Annika Mehlhorn. Sie wurde 1998 und 1999 insgesamt fünfmal Junioren-Europameisterin.

Damit wird sie gelegentlich fast auf eine Stufe mit Julia Jung gestellt. Die inzwischen 21-Jährige, die dem Leistungsschwimmen längst ?Adieu? gesagt hat, war 1993 und 1994 je sechsmal Jugend-Europameisterin. Sie galt als größtes Talent im deutschen Schwimmsport seit Franziska van Almsick. Doch kurz nachdem Jungs Karriere bei den Aktiven begann, war sie schon zu Ende. Julia Jung ist für Annika Mehlhorn ein warnendes Beispiel. ?So soll es bei mir nicht laufen?, sagt die 1,63 Meter kleine und 54 Kilogramm leichte Schülerin.

Julia Jung war 1995 Frauen-Europameisterin über 800 Meter und mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel geworden. Weil sie so jung und fröhlich war, weil sie mit ihren Rehaugen ganze Schwimmhallen auszuleuchten schien und weil ihre Igelfrisur so kokett wirkte, zog die Kindfrau die Aufmerksamkeit von Sponsoren auf sich. Weil ihr ein smarter Manager Hoffnungen machte, er könne für sie quasi die Sterne vom Himmel klauen, verließ sie Dillenburg und ihren Trainer, wechselte nach Hamburg, fand sich in der Großstadt nicht zurecht, verpasste 1996 die Olympiaqualifikation und glitt danach nie mehr so schnell durchs Wasser wie zu ihrer Dillenburger Zeit.

?Was mit Julia geschehen ist, das passiert selten?, sagt Annika Mehlhorn – und ist sich dabei wohl selbst nicht sicher, ob sie das Gesagte glaubt. Die 17-Jährige will ihr Umfeld jedenfalls nicht verlassen. Sie startet für die SG ATC Baunatal, einen Klub, der sich nicht mit Schwimm-Hochburgen vergleichen lässt. ?Wir haben ein gutes Team, da macht das Training mehr Spaß?, sagt sie. Da ihre Zwillingsschwester Saskia auch auf hohem Niveau schwimmt (Titelgewinn über 200 Meter Rücken), glaubt Annika Mehlhorn, nie in das Fahrwasser der Julia Jung geraten zu können.

Obwohl auch die von Thomas Rother gecoachte Schülerin schon eine Riesenenttäuschung hinter sich hat. Vor den Olympischen Spielen erkrankte sie an einer Angina, wurde mit Penicillin behandelt und reagierte darauf allergisch. Die Teilnahme in Sydney blieb ihr verwehrt. ?Ich hatte den Frust schnell überwunden und mich seit August auf die neue Saison vorbereitet?, sagt die junge Frau. Dass die fünf Titel in Freiburg deshalb zustande kamen, weil einige Topschwimmerinnen fehlten, ist Annika Mehlhorn bewusst. Es stört sie aber nicht: ?Gewinnen können nur diejenigen, die teilnehmen.?

aus der Badischen-Zeiutung vom 4. Dezember 2000

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